Ausstellung

13. April 2024 — 18. Mai 2024

Adidal Abou-Chamat

„Schattenzeit“

„On shaky ground“

Video 2022

€ 2.200,00

Videostill Fotoabzug 27 x 48 cm

€ 400,00

Seit geraumer Zeit setzt sich die Künstlerin mit unterschiedlichen Kulturräumen und ihrer Zeichenproduktion sowie mit Fragen der kulturellen und ethnischen Identität befassen.

Die bei München lebende Künstlerin Adidal Abou-Chamat besitzt deutsch-syrische Wurzeln und arbeitet im multimedialen Feld von  Video, Fotografie, Malerei, Zeichnung und Objektkunst. Innerhalb der Ausstellung wird eine umfangreiche Installation gezeigt, sowie der dazugehörigen

Videoarbeit „On shaky ground“.

On shaky ground

Videostill 27 x 48 cm, rückseitig signiert

400,-

On shaky ground

Videostill 27 x 48 cm, rückseitig signiert

400,-

On shaky ground

Videostill 27 x 48 cm, rückseitig signiert

400,-

„On razor’s edge“

Installation 2023

Wasserpfeifen, Messerschneiden, Sandkiesel

Durchmesser Installation 250 cm

€ 14.800,00

„On razor’s edge“

„On razor’s edge“

„Bittersweet“

(Antwerpse Handjes – Belgisch Kongo)

C-Print auf Aludibond, 2019

Holzrahmen

Format: 125 x 104 cm

€  5.800,00

Bittersweet – Bitterschokolade

Doch vor dem Hintergrund dieser positiven Verflechtungs- und Appropriationsgeschichte erzählt die Künstlerin mit Hilfe des demonstrativ präsentierten Schokoladenkonfekts in allererster Linie ein irritierend bitterböses, auf Tatsachen beruhendes Märchen, das ein Verklärung der Kolonialzeit ein für allemal torpediert. Bewusst werden hierbei zwei disparate, in der Geschichte Belgien verankerte Erzählstränge in folgerichtige Assoziation miteinander verknüpft. So berufen sich dei traditionsreichen, zum touristischen Signature-Souvenir avancierten Antwerpe Handjes (sie sind seit 1932/35 eine eingetragene Marke) aus Schokolade auf den Gründungs-Mythos der Stadt. Überliefert wird hierzu die krude Story eines wegelagernden Riesen, der von Schiffen, die den Fluss Scheld Richtung Nordsee durchquerten, eine erpresserisch hohe Maut erhob und im Fall verweigerter Zahlung den Schiffern die rechte Hand abhackte. Als Retter in der Not profiterte sich ein Held namens Silvius Brabo, der den Unhold beiegte und Vergeltung  übend, tit for tat wiederum dessen beide abgeschlagenen Hände in den Fluss warf. (Der manieristisch inspirierte Brabo-Brunnen von 1887 von Jef Lambeaux, am Grode Markt, vor dem Antwerpener Rathaus zeigt plastisch die Szenerie mit abgeschlagener Riesen-Hand.) Nicht korrekt überliefert, jedoch auf den ersten Blick einleuchtend ist demzufolge dann auch die spätere verballhornte Herleitung des Stadtnamens von einem plastisch flämischen hand werpen. (Auch im Stadtwappen von Antwerpen sind zwei abgetrennte Hände heraldisch integriert.)

Anknüpfend an das Sujet belgischer Schokolade ( nebst deren kolonialem Rohstoff Kakao), das in diesem Bildfall durch die (re-)präsentierende Person of Color eine Umkodierung erfährt, bezieht sich das zweite überlagernde Narrativ als kritische Rückkoppelung auf ein historisch gut belegtes, besonders düsteres Kapitel der belgischen Kolonialzeit. Der zynisch-willkürliche, beispiellos menschenverachtende Kollateralschaden ausbeuterischer Gewinnmaximierung ging unter dem Terminus „Kongo-Gräuel“ in die Geschichte ein. Im damaligen Freistaat Kongo (1885-1908), der riesigen Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II. war es gängige perverse Praxis, kolonialisierten und zur Zwangsarbeit verpflichteten Kongolesen (beziehungsweise deren Frauen und Kindern), tot oder lebendig, im Rahmen von groß angelegten Strafaktionen massenweise die Hände abzuhacken. (Um die Söldnerhorden im weitgehend rechtsfreien ‚Freistaat‘ unter Kontrolle halten zu können, galt die Regel, pro verschossener Patrone als atavistische Trophäe pars pro toto eine rechte Hand des Liquidierten vorweisen zu müssen. Da die Bewaffneten häufig auf die Jagd gingen, wurde es Brauch, passend zur verbrauchten Munition auch wahllos Lebende zu verstümmeln, die ohne Hände ihrer Überlebensfähigkeit beraubt wurden. Üblich war wohl, die ‚Ernte‘ der unzähligen dunklen Beweis-Hände – rassistische Spolien, die sich als Kompensation nicht erfüllter Kautschuk-Quoten und Vorlage für Bonuszahlungen gewissermaßen zu einer Art Schattenwährung entwickelte hatten – in großen Körben zu sammeln und zu räuchern, um sie haltbar zu machen, bis sie zum Stützpunkt gebracht und den Vorgesetzten als Pfand vorgelegt werden konnten.)  Vor diesem historischen Hintergrund erfährt das Motiv der im Bild als fetischhaftes Naschwerk präsentierten schwarzen Gliedmaßen – die durchaus auch an Votivtäfelchen oder apotropäische Fatimahände erinnern könnten – eine fatale Bedeutungsverschiebung und entwickelt in genannter Fokussierung beinharte Brisanz. In diesem Kontext bekommt der Schokoladenverzehr potentiell kannibalisch einverleibende Konnotation.

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, wie im geschickt angerissenen kolonialafrikanischen Deutungsrahmen allmählich ein heftiges Kippmoment wahrnehmbar ist, wie durch ein vorgeblich harmloses, doch immanent äußerst doppelbödiges Schoko-Konfekt eine stattlicher Reihung toxischer Assoziationen ausgelöst wird und ein Vexierbild postkolonialistischer Kritik entsteht. Indem Verdrängtes und Totgeschwiegenes aus dem Schatten der Kolonialzeit gezerrt wird, entfaltet das vorgebliche ‚Stilleben‘ bei längerer Betrachtung beträchtliche Sprengkraft.

„Dreaming of …“

Video, 2017

€  1.800,00

Fotoabzug aus der Serie „Dreaming of …“

Format: 33 x 33 cm, Holzrahmen

€ 600,00

Dreaming of …

In der Tanzserie „Dreaming of …“ thematisiert Ablou-Chamat kulturelle Gegensätze und provoziert die damit verbundenen Vorurteile. In der mehrteiligen Fotoserie und dem dazu neu entstandenen gleichnamigen Video übt eine Tänzerin in schwarzer Abaja und Niqab, die Körper und Gesichtsfeld bis auf die Augenpartie komplett bedecken, führt die Tänzerin den Spagat, Übungen am Barren und die hock formalisierte Grundpositionen des klassischen Balletts vor. Dei weit verbreitete Vorstellung den eng anliegenden, rosafarbenen Spitzenschuhen, in die die weiblichen Füße hineingepresst werden, offensichtlich in Frage gestellt. Welche Kultur diszipliniert und unterdrückt den Körper mehr?

„Conspiracy of silence“

Repros von Zeichnungen auf stinierten Plexiglasplatten, 2016

Serie von 10 Teilen

Gesamtformat: 850 cm x 130 cm

€  11.500,00

Conspiracy of silence

Zeichnung / Repro auf Plexiglasplatte

75 cm x 55 cm

1.800,-

Conspiracy of silence

Zeichnung / Repro auf Plexiglasplatte

75 cm x 55 cm

1.800,-

Conspiracy of silence

Zeichnung / Repro auf Plexiglasplatte

75 cm x 55 cm

1.800,-